Ivo Andrić

(1892-1975)

Ivo Andrić (9. Oktober 1892, Travnik – 13. März 1975, Belgrad) war bosnisch-herzegowinischer Schriftsteller und Diplomat des Königreichs Jugoslawien. Er erhielt den Nobelpreis für Literatur 1961. für ein Gesamtliteraturwerk, das die Geschichte eines Landes bearbeitet und für sein Roman „Die Brücke über die Drina“ (1945) als Krönung seiner literarischen Arbeit.

Die Kindheit verbrachte er in Višegrad, wo er die Grundschule absolvierte. Ab 1903 besuchte er das Große Gymnasium, die älteste bosnisch-herzegowinische Mittelschule in Sarajevo. Er studierte Philosophie – Lehrstuhl für slawische Literatur und Geschichte in Zagreb, Wien, Krakow und Graz. Seine Doktordissertation „Die Entwicklung des geistigen Lebens in Bosnien unter der Einwirkung der türkischen Herrschaft“ verteidigte Ivo Andrić an der Universität Graz 1924.

Als Diplomat des Königreichs Jugoslawien diente er ab 1919 in Rom, Paris, Madrid, Bukarest, Graz, Brüssel, Genf und Berlin. Im Jahre 1937 wurde er in Polen mit dem „Orden des Großkommandeurs des erneuerten Polen“ und in Frankreich mit dem „Orden des Großoffiziers der Ehrenlegion“ ausgezeichnet. Nach seinem Rückzug aus der Diplomatie 1941 widmete er sich vollkommen der Literatur.

In die Literaturwelt trat Andrić durch seine 1911 in Sarajevo veröffentlichte Gedichte und das erste Buch mit Prosagedichten unter dem Namen „Ex Ponto“ 1918 in Zagreb. Die nachfolgende Sammlung „Unruhen“ wurde in Belgrad 1920 gedruckt. Bis zum Zweiten Weltkrieg schrieb er als erstklassige Stylist hauptsächlich Novellen und Erzählungen (drei Sammelausgaben: 1924, 1931 und 1936). 1945 veröffentlicht er seine bedeutendsten literarischen Werke – „Die Brücke über die Drina“ und „Wesire und Konsuln“. Andrić ließ sich auf keine zu der Zeit üblichen literarischen  Experimente ein, sondern formte in der klassischen Realismus-Tradition des 19. Jahrhunderts durch plastische Beschreibungen sein Bild von Bosnien und Herzegowina zwischen Ost und West. Für sein gesamtes literarisches Werk und die „epische Kraft, mit der er Motive und Schicksale aus der Geschichte seines Landes gestaltet“ bekam Andrić den Literatur-Nobelpreis. Den gesamten Geldbetrag spendete der Schriftsteller an Bosnien und Herzegowina für die Errichtung von Bibliotheken und den Kauf von Büchern.

Neben den Werken „Die Brücke über die Drina“ und „Wesire und Konsuln“ sind weitere bedeutende Werke „Fräulein“ (1945), „Der verdammte Hof“ (1954), ,,Jelena“ (1963) sowie die posthum veröffentliche Sammlung aphoristischer Aufzeichnungen „Wegzeichen“ (1976).

Die Brücke über die Drina, bzw. die Brücke in Višegrad, über die Andrić in seinem Werken schrieb, wurde von 1571 bis 1577 gebaut und seit 2008 befindet sich die Brücke unter UNESCO-Schutz.